Wanderer.Austria

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Hier nun die Bewertung aus der Vereinszeitschrift des Profil-LRV.

Am Rande sei mir eine kleine Richtigstellung der Fakten erlaubt:

  • Die Veranstaltung trug die Nummer 3b, nachdem Wanderer III bereits im Sommer '98 in Finnland stattfand.
  • Das Live fand tatsächlich in der Zeit vom 24. bis zum 26. statt.
  • Die Teilnehmerzahl belief sich auf exakt 40 Anwesende (bei einer Handvoll mehr Anmeldungen).
  • Simmering ist der XI. Wiener Gemeindebezirk und nicht der IX. Außerdem liegt Schwechat als eigene Gemeinde ganz außerhalb der Stadt und ist auch nicht wirklich als Industriegebiet zu bezeichnen.
  • [Olly:] Das Präfix "Sub-" vor dem Wort Gamemaster halten wir in diesem Falle für unangebracht, da alle GMs als gleichwertig und gleichberechtigt angesehen werden.

Des weiteren möchte ich anmerken, daß ich mir die Freiheit genommen habe, den Artikel nicht mit inhaltlichen, stilistischen, Rechtschreib-, Grammatik- oder Ausdrucksfehlern sowie Inkonsistenzen und typographischen Unglücklichkeiten anzureichern!

hop

Von einem anderen Stern

Livekritik "Wanderer III" - Rumtifusel 3¾ / 99

Titel: Wanderer III
Termin: 24.9. bis 26.9.1999
Ort: Fabriksgelände bei Wien
Veranstalter: thomasson.project
Teilnehmer: 25-30
Spielleiter: Oliver Hörmann
Kosten: ATS 500,-

An erster Stelle soll hier gesagt sein, daß die Übermacht der Mitwirkenden, ob Spielleitung, Spieler oder Nichtspieler, nicht auf ein reichhaltiges Erfahrungspotential zurückgreifen konnte und es deshalb zu jenen Vorkommnissen und katastrophalen Zuständen kommen konnte, die ich im Ganzen als "Die Schlacht gegen den Frust" bezeichnen möchte. Die Schwierigkeit bei Kritiken ist es, trotz dem Wissen um die Anstrengungen, Mühen und den zeitlichen Aufwand zu vermitteln einen Eindruck.

Ich will damit sagen, dass sich kein Mensch uuml;ber die Beeinflussung, die durch zwischenmenschlichen Beziehungen, ob positiv oder negativ belegt, entziehen kann. Nicht einmal ich. Also möchte ich meinen Beitrag auch als Diskussionsgrundlage verstehen. Der Großteil der von mir "interviewten" Personen würden die Veranstaltung mit einem fetten 2-3 bewerten (Schulnote!!), ich nicht. Im Vorfeld des Lives ist es zu den ersten Sünden gekommen, die in Folge erheblich zum Exodus führten, denn wenn ein Plot zu sehr von einzelnen Charakteren als Informationsträger abhängt, diese nicht vorhanden sind und niemand die Informationslöcher stopft, kann kein noch so guter Spieler einen "Auftrag"(!!!) meistern. Unstimmige Aussagen über Grundinformationen seitens GM, sprich Spielleitern, tun dann ihr übriges. Der Verdacht liegt nahe, dass einige zu GM erhobene Personen den Plot auch nicht kannten oder von Änderungen nicht informiert wurden. Da hätten die "RussGAZ Truppen" noch so viel exerzieren können.

Also zur Erläuterung:

Das Live fand von 26. bis zum 28.9. statt. Das Ambiente, das sich uns darbot, ein verfallener Keller mitten im Industriegelände, ließ uns in Ehrfurcht niederknien. Daran konnten auch die flapsigen und äußerst uninformativen Wortwechsel mit den einweisenden GM`s nichts ändern. Man sollte speziell hier im Vorfeld einiges im Vorfeld erledigen, eben Regelwerk. Die anwesende handverlesene Elite des Profil-LRV hatte auch leichte Probleme. Sascha: "Wia soid i denn wos mitnema, wenn i net woas, wos i mitnehmma soid?" (Wir alle kennen und schätzen seinen sonst wirkenden Ehrgeiz, die schönste und aufwendigste Ausstattung mitzubringen. Schmerzlich, wenn er das nicht kann). Nun, der Autor hatte es in bezug auf die zu erbringende Ausrüstung nicht besonders schwer, nur weit. Im, nach der Nationalratswahlen enttarnten, schollentreuen Salzburg sind olivgrüne Uniformteile eher leicht zu bekommen. Außerdem wundert es ihn nun nicht mehr, warum die Waffenfunde der Vergangenheit sich nur auf benachbartes Bundesgebiet begrenzten.

Wie dem auch sei, olivgrün und bestbewaffnet bezog man mit seiner paramilitärischen, konzerntreuen, DREI MANN starken RussGAZ (RG) Truppe im vorbereiteten Quartier Stellung (Selbstverständlich wurden zuerst die durch einen Chemieunfall mit Bakterien verseuchten Spieler von der "Oberfläche" evakuiert. Dankbarkeit zeigten diese nicht.). Im weiteren wurde den Spielern weitgehend freie Hand bezüglich des Plots gelassen. Der Soldat OGIENKO, der Leutnant ILJENKOV (P. Heinz), Hauptmann JEKOVKIN Viktor (T. Tschematschar) begnügten sich daher damit, die anwesenden Spieler durch Waffen und Personalkontrollen von ihrer Wichtigkeit und Stärke zu überzeugen (und zu nerven). Ein der RussGAZ zugewiesener Charakter (und Informationsträger) namens Feldwebel ROWJEV wurde nicht besetzt. Die Kontrollen wurden aber insofern ad absurdum geführt, als es sich als unmöglich erwies, alle anwesenden Spieler ohne ID-Auseis einfach festzunehmen oder alle Waffen zu beschlagnahmen (fürcht!!). Anbetracht der Bewaffnung und Menge der Spieler schrumpfte die glorreiche RussGAZ Truppe zu einer vernachläigbaren Minderheit zusammen (vergl. österr. BH. vs. US ARMY). Die anwesenden GM-Cops-Spielerhybriden verweigerten trotz Notstand die Zusammenarbeit. Dies drängte die RG dermaßen in die Defensive, dass sie sich darauf beschränkte, bis in die frühen Morgenstunden in den Gängen zu patrouillieren. Wer dabei mehr Angst als wir selbst empfand, ist fraglich.

Erst als alle schliefen, war man Herr der Lage. Auch der Samstag war durch warten und Plotschmiedespiele seitens der Spieler gezeichnet. Allianzen wurden aber mit der anwesenden Gang und allen weiteren stark benachteiligten Spielergruppierungen geschmiedet, was unsere Überlebenschancen auch nur leicht hob, denn die auch anwesende Truppe von Ökoterroristen stellte mit der verbandelten Polizei einen leviathanartigen Gegner dar. Bei einem routinemäßigen Rundgang liefen wir dann prompt in einen Konflikt mit den Öki`s, was beinahe (nach kurzer Regeldiskussion) zum Dahinscheiden des Hauptmannes der RG führte. Aber der anwesende Rettungsdienst funktionierte prima. Da eine perfekt von Ltn. ILJENKOF plazierte Handgranate ( Marke "Knackwatschen" ) abermals keinen militärischen Erfolg brachte, gingen wir auf einen von den Cops (!!) vermittelten Waffenstillstand ein, der zu einer Polarisation der Lage führte. Von da an befanden sich alle in einer Art Grabenkrieg und wir dazwischen, was unseren Handlungspielraum extrem einschränkte. Überhaupt schien es nun, dass die wenigsten Spieler noch einen Sinn sahen, was zu outtime-Gesprächen und sinnlosem "umadumballern" führte. GM Plotrettungsaktionen fruchteten da auch nicht mehr. Mein persönliches Waterloo erlebte ich nach der Order die anwesende Top-Chemikerin sicherzustellen. Eine Verschärfung der Lage währe die Folge gewesen und davonrennen konnte sie uns nicht.

Meine persönliche Schmerzgrenze war schon lange überschritten, darüber konnte auch die von uns angeworbene Deckerin nicht weghelfen. Die gezogene Waffe eines Ökis führte dazu, dass das gesamte untere Lager den Terroristen auf den Pelz zu rücken versuchte. Ein meiner Ansicht nach, angesichts der Überbewaffnung der Öki`s, idiotisches Verhalten. Der Angriff kam zum Stehen, ehe er begonnen hatte. Die konnten nicht, wir konnten nicht: Pattsituation. Der Gang zwischen den Lagern relativierte die Stärke der Gegner und Waffen so stark, dass das Feuergefecht zu einer Karikatur entartete. (Eine Karikatur in der Karikatur).

Nach der entgültigen Demoralisierung des Autors wird mir keiner das "zu Bett Gehen" verübeln. Am Sonntag Morgen wollten uns noch die Cops (nach Absprache) verhaften. Ich wollte mich eigentlich angesichts der Situation und mir der Hoffnung auf ein "DA IST JA EIN PLOT ZU SEHEN" Erlebnis nach kurzer aber heftiger Gegenwehr mangels Munition heldenhaft ergeben. Aber ein Turbo- GM- Cyborg- Spieler mit seiner 200 Schuß Kanone sowie eine PAPIERFETZENZUSAMMENKNÜLL- Granate setzte allen Leiden der RussGaz ein Ende. Zu dumm, dass einige Augenblicke später der Bunker evakuiert wurde (50 Meter Plot, von RussGaz HQ bis zum Schleusentürl). Nach dem Auschecken und der Nachbesprechung (ich hab mich echt versprochen) setzte ich erschöpft aber unzufrieden den Heimkurs.

Im nachhinein sind es nun nur noch einige Punkte, die ich besonders anführen möchte. Abgesehen davon, dass kein erkennbarer Handlungsfaden vorhanden war, gab es offenbar krasse Informationslöcher auch bei den GM`s. Ich halte es für Idiotie, dass Spielleiter im Game spielerähnliche Rollen oder Charaktere annehmen die Versuchung, Geschichte zu schreiben ist zu groß. So etwas ist wohl nur den wenigsten zuzutrauen. Weiters werde ich das Gefühl nicht los, dass einige Anwesende eher Gotchaspieler als Liverollenspieler waren, das verträgt sich nicht. Das ist mir insofern ein Anliegen, als daß ich auf die absolute Trennung dieser beiden "Sportarten" höchsten Wert lege. Wenn es möglich sein sollte, beides zu vereinen, so ist es hier nicht geschehen. Ich kann es mit meiner Überzeugung als Mensch und ob meiner Gesinnung nicht zulassen, dass ich mit Leuten in einen Topf geworfen werde, die wenn sie eine Waffe abfeuern, ein "feuchtes Höschen bekommen". (Bedenklich auch gerade, weil es nur Spielzeugwaffen sind.) Das will ich nicht nur auf dieses Live bezogen wissen. Kurz, die Bezeichnung Liverollenspiel erscheint mir, wenn diese Veranstaltung als Standard genommen wird, irreführend. Außerdem sollten das Speisen- und Getränkekonzept dringendst überdacht, oder einfach auf Selbstversorger umgestellt werden. Ein eingespieltes Team könnte, ja kann (wie es unsere lieber Georg und unsere noch liebere Katja) immer wieder beweisen, das schaffen. Auch ohne horrende Kosten. Leider ist der vorhandene Schießstand nicht wirklich in das Geschehen eingebunden worden, obwohl er gerade zum Wettschießen eingeladen hätte. Eine Idee zu den ausgegebenen Charakteren: Es ist mühsam, wenn sie im Szenario nicht spielbar, weil nicht überlebensfähig sind. Im Grunde haben wohl einfach die Nichtspieler gefehlt. Äußerste Vorsicht ist wohl in Zukunft bei der Ausgabe der Waffen und Munition walten zu lassen. Ein Ungleichgewicht der Kräfte bringt eben ein "Mit dem Rücken zur Wand" Verhalten mit sich. Äußerst störend empfand ich auch, daß sogenannte "Props" gefehlt haben. Ein CD-Abspielgerät aus dem Hemdärmel zu zaubern, ist auch nicht gerade eine Spieleraufgabe. (Die Papierknödelgranate war mein persönlich empfundenes negatives Highlight.) Die nicht existierenden Terminals haben wohl eher die Decker, sagen wir mal, gestört, obwohl die Computerausdrucke einer gewissen Komik nicht entbehrten. Aber, und das soll gesagt sein, es waren auch durchaus gute Ansätze erkennbar. Der Haupt-GM lässt die besten Erwartungen und Hoffnungen zu. Trotzdem, auch in Anbetracht des Erstversuches, kann über gewisse Vorkommnisse nicht der Mantel des Schweigens gebreitet werden. Hinsichtlich der Sub-GM`s ist es außerdem wichtig, in diesen tragenden Positionen (Rolle könnte zu Verwechslungen führen), geistig und nervlich Befähigte einzusetzen. Sorry. Möge euch die Munition nie ausgehen.

Mit besten Wünschen der Verbesserung.
Thomas Tschematschar

Spielspaß: 3
Handlung/Plot: 2
Ausstattung/Kostüme: 3
Atmosphäre/Schauplatz: [scheinbar jenseits der Skala]
Preis/Leistung: 3

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Written by Timo.Multamaki@wanderer.org on 28.06.1998.
Übersetzung: das thomasson.team, Jänner 1999.
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